Am vierten Tag am AkKem See angekommen, war uns zunächst nicht nach
weiteren Wanderungen zu Mute. Wir machten uns mit Land und Leuten der
näheren Umgebung bekannt und genossen ansonsten die Ruhe an und in
unserem neuen Zuhause. Den Tag darauf hieß es aber dann doch wieder:
„Der Berg ruft!” Zumindest für mich. Oberhalb vom AkKem Gletscher
gibt es noch eine kleine Hütte, vom AkKem See zu diesem Tomsky Camp braucht
man sieben Stunden. Leider hatte Ludmilla keine Lust dazu. Allein mache
ich solche hochalpinen Touren nie. Während Ludmilla also die Unterhaltung
und ihren Sonnenbrand auf der Nase (kommt davon, wenn man Schirmmützen
albern findet) pflegt, will ich doch zumindest dem AkKem Gletscher einen
Besuch abstatten. Am Ende oder besser gesagt am Anfang vom AkKem See folge
ich dem AkKem Fluss, der hier noch jung und schmal ist und sich etwas
weiter oben in mehreren Läufen seinen Weg talwärts bahnt. Dann
kommt ein zweiter oder wiederum besser gesagt erster kleinerer See, der
mit Geröll verschüttet ist. Bald darauf muss ich an einer mit
Steinen und Felsen übersäten Stelle vorbei. Es klappert und
poltert unentwegt und zumindest die kleineren Mineralien bekommen ständig
Gesellschaft. Ich gehe so schnell wie möglich durch diese Gefahrenzone,
verliere kurz darauf den Weg, aber vielleicht gibt es auch keinen über
die Felsen. Dann unvermittelt Eis, ich habe den AkKem Gletscher erreicht.
Der enge schnelle Eisbach zerschneidet die riesige weiße Fläche.
Ich setze mich, esse einen Müsliriegel und trinke vom klaren kalten
Gletscherwasser. Der Belucha Gipfel gibt ein spannendes Schauspiel, mal
verhüllt er sich in den Wolken, dann strahlt er wieder zwischen dem
BlauGrau hervor. Jedes Mal erscheint er ein wenig anders.
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