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Kampf
Auch wenn die Gewaltfrage
kontrovers diskutiert wird, findet die Losung „Bei Räumungen
gibt es Rabatz!“ im von allen besetzten Häusern getragenen
Besetzerrat breite Zustimmung. Es sind bereits 18 besetzte Häuser,
als am 12.12.1980 das Fraenkelufer 48 in Kreuzberg besetzt und von der
Polizei sofort geräumt wird. In derselben Nacht kommt es in SO 36
zur Straßenschlacht; bei der Demonstration auf dem Kurfürstendamm
am nächsten Tag gehen Schaufenster zu Bruch und es wird geplündert.
Es gibt zahlreiche Verhaftungen und einige Demo-Teilnehmer werden später
wegen Landfriedensbruch zu drakonischen Strafen verurteilt. „Keine
Verhandlungen ohne Freilassung der Gefangenen!“ wird die bestimmende
Haltung der Bewegung.
Trotz der von der Landesregierung vorgegebenen „Berliner Linie“
(keine Strafverfolgung wegen Strom- und Wasserklau, Räumung nur bei
Strafantrag und baldiger Nachnutzung, keine Duldung von Neubesetzungen)
wird auch 1981 weiter geräumt und durchsucht. Übergriffe von
Polizisten (Demütigung, Körperverletzung, Sachbe- schädigung,
Diebstahl) sind keine Seltenheit; erkennungsdienstliche Behandlung, Anklage
wegen Hausfriedensbruch und wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt sind
Standard. In den instandbesetzten Häusern werden Werkzeuge beschlagnahmt;
Hammer und Sichel sollen die Bildung einer kriminellen Vereinigung beweisen.
Steine, Brandsätze und Barrikaden werden dagegen gesetzt –
aber auch mit friedlichen Kundgebungen in der
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Öffentlichkeit und Veranstaltungen
in den besetzten Häusern wird Widerstand geleistet.
Der vom Senat nach der Teile-und-Herrsche-Taktik geführte „Dialog
mit der Jugend“ wird am 22.09.1981 gänzlich zur Farce, als
in Schöneberg acht Häuser geräumt werden. Bei der Flucht
vor prügelnden Polizisten wird der Besetzer Klaus-Jürgen Rattay
auf der Potsdamer Straße von einem BVG-Bus überfahren und stirbt.
Eine politische Lösung scheint aussichtsloser denn je.
Die 1. Mai Demonstrationen enden auch 1987 mit einem Straßenfest
am Lausitzer Platz, der abends zum Schlachtfeld wird. Von einem Pyromanen
wird ein Supermarkt angesteckt und geht in Flammen auf. An den Ausschreitungen
und Plünderungen beteiligen sich viele Kreuzberger.
Zum Reagan-Besuch am 12.06.1987 wird der gesamte Stadtteil von der Polizei
abgeriegelt, während der US-Präsident am Brandenburger Tor den
Mauerabriss fordert.
Berlin feiert 750 Jahre, die Aufhebung der Mietpreisbindung im nächsten
Jahr ist beschlossen und verkündet.
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