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Erneuerung
Ende 1984 gibt es keine besetzten
Häuser mehr. Über 80 sind legalisiert, die andere Hälfte
geräumt. Die Abkommen sind verschieden und reichen von Mietverträgen
über Erbpacht bis zum Kauf. Der Erhalt der Häuser ist gesichert,
Luxusmodernisierungen sind abgewendet. Die Kontrakte schränken Freiräume
ein, machen aber nachhaltige Entwicklungen möglich.
Der Block 103 am Heinrichplatz in Kreuzberg SO 36 ist beispielhaft für
eine bewohnergerechte umweltorientierte behutsame Stadterneuerung, die
ohne gemeinsamen Widerstand von Mietern, Besetzern und ihren Unterstützern
nicht möglich gewesen wäre.
Die Eigentümer werden aus den Sanierungsverträgen entlassen,
die Subventionen erhält nun der neue Sanierungsträger STATTBAU
GmbH.
Im Bezirksamt sitzt jetzt mit dem von der Alternativen Liste vorgeschlagenen
parteilosen Werner Orlowsky ein charismatischer Baustadtrat, der als betroffener
Gewerbetreibender seit langem gegen die Strukturzerstörung kämpft.
Engagierte Stadtplaner der Internationalen Bauausstellung um Hardt-Waltherr
Hämer beraten und koordinieren. Der Blockarchitekt ihrer S.T.E.R.N.
GmbH kennt als Mieter im Block 103 die Schwierigkeiten auch von innen
und streitet unermüdlich für das Modellvorhaben.
Bewohner und Gewerbetreibende sind in der Luisenstadt e.G. genossenschaftlich
organisiert. Der Mieterladen Dresdener Straße sorgt für die
Mieterberatung. In Hausversammlungen werden die Wünsche abgestimmt.
Rationelle Energie- und Wasserversorgung, umweltge-
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rechte Baustoffe, klimawirksame Begrünung
und vernünftiges Abfallrecycling werden durchgesetzt.
Die Projekte werden von Forschern und Wissenschaftlern
begleitet. Es gibt einen Kindergarten und
den „Gelben Raum“ mit Schwingboden für Tanz und Sport,
Ateliers, Dachterrassen und grüne Höfe. In den Läden wird
wieder Umsatz gemacht.
Instandsetzungen und stadtökologische Modellmaß- nahmen sind
nicht mietwirksam, mietwirksame Maßnahmen (z.B. Badeinbau) können
mit Eigenleistungen der Mieter (z.B. Entrümpelung) verrechnet werden.
Handwerker und Mieter arbeiten Hand in Hand. Ex-Besetzer werden in Gewerken
ausgebildet und erhalten Lohn.
Statt dem Abriss einiger der ältesten und erhaltenswertesten Häuser
von Berlin und dem Rückbau der Oranienstraße zu einer Autobahn
sind dort im Block 103 nun Solaranlagen auf den Dächern und ein Blockheizkraftwerk
im Keller.
Ohne den Häuserkampf wäre Berlin heute weniger liebens- und
lebenswert!
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